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Der Abbau von Geldautomaten im Landkreis Meißen setzt sich fort


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Grund für den Trend sind die Kosten und neues Kundenverhalten. Banken und Verbraucherschützer sehen Supermärkte als Alternative. Doch nicht auf dem Land.

Eine Passantin hebt mit Ihrer EC-Karte an einem Geldautomaten in Großenhain Bargeld ab. Der Trend geht aber in eine ganz andere Richtung.

Eine Passantin hebt mit Ihrer EC-Karte an einem Geldautomaten in Großenhain Bargeld ab. Der Trend geht aber in eine ganz andere Richtung. © Symbolfoto: Norbert Millauer

Meißen. Wer auf dem Dorf wohnt, der kennt das Problem: Wo bekomme ich Bargeld her? Insbesondere Senioren, die vielleicht nicht so mobil sind und mal schnell in die Stadt fahren können, sind betroffen. Nach Prognosen von Experten wird auch künftig der Weg zum Geldautomaten für die Kunden im Landkreis Meißen immer länger werden.

"Einen passenden Geldautomaten in der Nähe zu finden, kann zur echten Herausforderung werden", so Martina Schröder von der Verbraucherzentrale Sachsen. Neben den Landkreisen Bautzen, Görlitz und Nordsachsen sieht Frau Schröder gerade im Landkreis Meißen eine eher problematische Bargeldversorgung.

Die Commerzbank, die sich in diesem Jahr bundesweit von 220 ihrer Filialen trennen will, hat für den Abbau der Geldautomaten eine Begründung. "Wir sehen, dass die Bargeldnachfrage infolge Corona zurückgegangen ist", so Heike Ziegenbalg, Sprecherin für die Region Ost. Die Anzahl der Auszahlungen an Geldautomaten sei im ersten Corona Jahr 2020 um 32 Prozent gefallen, 2021 dann um weitere drei Prozent. Das Volumen der Auszahlungen an Geldautomaten sank im ersten Corona Jahr um 25 Prozent. In 2021 stieg es allerdings wieder um fünf Prozent. Es sei zu erkennen, dass die Kunden seltener Geld am Geldautomaten abheben, jedoch größere Beträge mitnehmen, so Frau Ziegenbalg.

Zudem boomt das bargeldlose Bezahlen. „Bargeldloses Bezahlen ist – gerade in Corona-Zeiten und angesichts der sich ausbreitenden Omikron-Variante – weiterhin die bequemste und hygienischste Art und Weise“, sagt Alice Neumann, Niederlassungsleiterin Privatkunden der Commerzbank im Raum Dresden. „Inzwischen greifen mehr als die Hälfte der Sachsen häufiger zu Girocard oder Kreditkarte als vor der Krise.“ Mehr als ein Drittel bezahlen kontaktlos, manche sogar schon mit Handy oder Smartwatch. Im Meißner Raum plant die Commerzbank keine weiteren Filial-Schließungen.

Ein weiterer Grund für den anhaltenden Abbau der Geldautomaten sind die Überfälle mit Automatensprengungen, was auch die Versicherungsgebühren in die Höhe treibt. In den Jahren von 2016 bis 2021 wurden im Gebiet der Polizeidirektion Dresden sechs Geldautomaten durch Sprengstoffexplosionen beschädigt, teilte die Polizeidirektion Dresden Sächsische.de mit. Die Taten verteilen sich auf die Jahre 2017 (2), 2018 (2) 2019 (1) und 2021 (1). Vier dieser Vorfälle ereigneten sich im Landkreis Meißen, davon zwei im Jahr 2017 und je einer 2018 und 2021. Insgesamt wurden 53 Angriffe auf Geldautomaten gezählt, 17 davon im Landkreis Meißen.

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Foto: Sparkasse Meißen

Foto: Sparkasse Meißen © Sparkasse Meißen

Die Sparkasse Meißen verweist auf die steigenden Kosten für den Betrieb von Filialen und Automaten. Das betreffe Aufwendungen für die Objekte und Geräte selbst, für Versicherungen, Wartung, Investitionen in Sicherheit und die Beseitigung von Schäden. So hat die Sparkasse Meißen in den letzten drei Jahren nur für Tausch und Aktualisierung von Automaten (nicht für den Betrieb) jährlich durchschnittlich 200.000 Euro ausgegeben. Die Beseitigung der Schäden der Sprengung des Geldautomaten in Klipphausen kostete die Sparkasse Meißen rund 42.000 Euro, dazu kamen Aufwendungen des Vermieters. "Diese steigenden Kosten müssten durch steigende Erträge finanziert werden", so Vorstandschef Rainer Schikatzki. "Aber durch die Niedrigzinspolitik verringern sich die Zinserträge der Kreditinstitute, durch verschiedene Reglementierungen des Gesetzgebers und der Bankenaufsicht werden andere Ertrags-Quellen immer wieder beschränkt." So können Betreiber von Geldautomaten nur begrenzt Entgelte gegenüber sogenannten Nicht-Kunden berechnen und sie damit nur anteilig an der Finanzierung der Technik beteiligen. Im Ergebnis steigen die Erträge nicht so stark wie die Kosten – und eine Quer-Subventionierung wird damit immer schwieriger.

Derzeit ist die Sparkasse Meißen im Landkreis immer noch mit 18 Mitarbeiter-besetzten Geschäftsstellen und 16 Automatenstandorten präsent. Darüber hinaus zahlen acht örtliche Einzelhändler Bargeld an Kunden aus. Insgesamt betreibt die Sparkasse Meißen derzeit 57 Geldautomaten, 36 Geldeinzahlautomaten, 41 Kontoauszugsdrucker und 20 Überweisungsgeräte. An diesem Netz sind für 2022 – bis auf die bereits bekannte Schließung des Automatenstandortes im Meißner Triebischtal – keine Änderungen geplant. "Die beschriebenen Rahmendaten machen aber deutlich, dass diese Konstanz zeitlich begrenzt sein wird", so Vorstand Schikatzki.

Postbank in Riesa schließt

Die Deutsche Bank hat im Landkreis Meißen keine Schließung geplant. So Bank-Sprecher Christian Hotz. Dafür aber die Tochter Postbank. Sie möchte bundesweit bis 2023 rund 150 ihrer heute noch 700 Filialen schließen. Hartmut Schlegel aus der Pressestelle der Postbank in Bonn sagt: "Die Postbank-Filiale in Meißen steht derzeit nicht zur Disposition. Die Postbank-Filiale in Riesa soll bis Ende 2022 geschlossen werden. Ein genauer Schließungstermin steht noch nicht fest." Bevor die Filiale jedoch geschlossen wird, sucht die Deutsche Post einen neuen Partner, der vor Ort das Angebot an Postdienstleistungen übernimmt. Rechtzeitig vor der Schließung informiert die Postbank ihre Kunden über den Termin der Schließung und die alternativen Möglichkeiten, künftig ihre Dienste in Anspruch zu nehmen.

Sollte ein Geldausgabeautomat der Deutschen Bank, der Postbank oder der Cash Group nicht in Reichweite sein, können Kunden Kleinbeträge bis 200 Euro bei teilnehmenden Einzelhändlern wie z. B. REWE oder Edeka abheben. Sie können einen Mindesteinkaufswert festlegen, welcher meist zwischen 5 und 10 Euro liegt. Zudem können die Kunden auch bei vielen Shell-Tankstellen kostenlos Bargeld von ihrem Konto abheben.

Die Verbraucherzentrale sieht in den Supermärkten und Tankstellen, in denen an der Kasse Bargeld abgehoben werden kann, eine gute Alternative zum Geldautomaten. Doch auch hier gibt es im ländlichen Raum die gleichen Probleme wie beim Geldautomaten: In den dünn besiedelten Gebieten gibt es keinen Supermarkt oder keine Drogerie zum Geldabheben. Hier müsse die Politik, so Martina Schröder, rechtzeitig gegensteuern.

Bargeldabhebungen in Geschäften (Obergrenze 200 Euro)

  • Aldi: ab 5 Euro Einkaufswert
  • Lidl: ab 5 Euro Einkaufswert
  • dm: mit einem Einkauf möglich
  • Edeka: je nach Markt zwischen 10 oder 20 Euro Einkaufswert
  • Hagebau: ab 20 Euro Einkaufswert
  • Kaufland: ab 10 Euro Einkaufswert
  • Marktkauf: je nach Markt zwischen 10 oder 20 Euro Einkaufswert
  • Müller-Drogerie: mit einem Einkauf möglich
  • Netto Marken-Discount: ab 10 Euro
  • Netto Markt: ab 5 Euro
  • Norma: ab 10 Euro Einkaufswert
  • Obi: ab 20 Euro Einkaufswert
  • Penny: ab 10 Euro Einkaufswert
  • Rewe: ab 10 Euro Einkaufswert
  • Rossmann: mit einem Einkauf möglich
  • Toom: ab 10 Euro Einkaufswert

An Shell-Tankstellen können Postbank-Kunden (und auch Banken der Cash Group) bis zu 1000 Euro abbuchen. Aral bietet Abbuchungen für ING Diba-Kunden an. (Quelle: focus.de)

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Author: Sherry Doyle

Last Updated: 1704076681

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